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Hurra, ich darf zum Tierarzt!

Den meisten Besitzern graut es vor der Visite beim Doktor. Dabei ist es egal, ob das Tier wirklich krank ist oder ob es sich nur um eine Routineuntersuchung oder die jährliche Impfung handelt. Immer ist der Antritt beim Tierarzt mit Stress verbunden. Und das nicht nur für den Menschen. Auch die Tiere spüren schon vorher, dass etwas Besonderes los ist und verkriechen sich, wenn möglich, im hinterletzten Eck. Doch das muss nicht sein. Mit Geduld und Spucke gelingt es, Ängste und Vorbehalte zu überwinden, und damit Tier und Mensch die Panik vor dem Besuch beim Arzt zu nehmen.

Zum Abschluss jedweder Behandlung müssen immer ein paar Schmuseeinheiten, die Gabe eines Leckerlis oder einige liebe Worte erfolgen, weiß Dr. Tina Hölscher. Foto: © Dr. Tina Hölscher

Ganz entscheidend ist der allererste Besuch im Leben eines Tieres beim Tierarzt. Verläuft dieser ohne schreckliche Erlebnisse, ist eine gute Grundlage für weitere stressfreie Tierarzttermine geschaffen. Daher sollte tunlichst vermieden werden, bei diesem ersten Treffen Aktionen durchzuführen, die mit Schmerzen verbunden sind. Es ist ratsam, keine Impfung vorzunehmen oder gar einen Mikrochip zu setzen. Viel besser ist eine sanfte Allgemeinuntersuchung durch den Tierarzt, die von vielen Streicheleinheiten begleitet ist. Auch das ein oder andere Leckerli darf dabei verspeist werden. Ist tatsächlich eine Impfung fällig, wird einfach in Kürze ein zweiter Termin vereinbart. So lernt der Vierbeiner, dass ihm in der Praxis nichts Schlimmes blüht. Ganz im Gegenteil: Hier wird er verwöhnt und liebkost, und schon ist der Tierarztbesuch positiv besetzt und gleicht einem Aufenthalt in einem Wellnesstempel.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gelassenheit des Besitzers. Ist dieser unruhig und nervös, überträgt sich die Anspannung auf das Tier. Herrchen und Frauchen sollten bemüht sein, Ruhe auszustrahlen. Im Behandlungsraum nimmt sich der Besitzer besser etwas zurück. Das Praxisteam ist im sicheren Umgang mit den tierischen Patienten geschult. Oft klappt der gesamte Ablauf reibungsloser, wenn sich ausschließlich das Personal um die kleinen Patienten kümmert, auch wenn viele Besitzer das zunächst nicht glauben mögen. Viele Tiere lassen sich ohne Hilfe des Besitzers problemloser untersuchen, weil sie vor Fremden etwas mehr Respekt haben und sich dadurch leichter handhaben lassen. Außerdem verbindet das Tier die vorgenommenen Eingriffe dann im Nachgang nicht mit dem Tierbesitzer. Auf diese Weise wird das Verhältnis zum Besitzer nicht durch den Tierarztbesuch getrübt.

Katzen und kleine Heimtiere werden in aller Regel in einer Transportbox zum Tierarzt befördert. Diese Box darf für die Kleinen nicht mit Angst und Schrecken verbunden sein. Um die Vierbeiner an den Korb zu gewöhnen, belässt man diesen in Sichtweite irgendwo in der Wohnung. Ganz falsch ist es, die Box nur hervorzuholen, wenn es zum Tierarzt geht. Denn dann weiß das Tier gleich: „Jetzt muss ich in die Box, ins Auto, zum Arzt“. Viel besser ist es, den Transportkorb mit ins tägliche Leben einzubeziehen. Ein gutes Verhältnis zur Box bekommen die tierischen Hausgenossen außerdem, wenn sie ab und an unverhofft eine Leckerei darin vorfinden. Auf diese Weise verbinden sie den Gegenstand mit freudigen Ereignissen. Die Transportkiste wird vorzugsweise mit einer weichen, rutschfesten Unterlage ausgestattet. Am besten kommt noch die Lieblingsdecke oben drauf. So fühlt sich das Tier zuhause. Aber das Ganze nicht zu dick auspolstern, sonst bleibt für den Insassen kein Platz. Wenig hilfreich sind Spielgegenstände. Dafür hat der kleine Patient in dieser Situation ohnehin keinen Kopf. Sie stören nur. Über die Box kann eine Decke gelegt werde. Dunkelheit beruhigt. An sehr heißen Tagen bringen feuchte kalte Handtücher über dem Korb Erleichterung. Bringt man an einem Tag gleich mehrere Tiere zum Tierarzt, setzt man am besten nur ein Tier in jede Kiste. Sonst kann es vorkommen, dass sich die Kleinen vor lauter Stress in der Box bekriegen und im schlimmsten Fall verletzen. Außerdem können sie einzeln leichter aus den Behältnissen hervor geholt werden, wenn es ans Untersuchen geht. Im Fachhandel gibt es Duftstoffe – sogenannte Pheromone – die Hunde und Katzen entspannen ohne Nebenwirkungen zu haben. Sie gibt es in Form von Verdampfern für die Steckdose, als Halsbänder oder aber auch als Sprühfläschchen. Diese Präparate können im Vorfeld eingesetzt werden, um ängstliche Kandidaten für den Besuch beim Onkel Doktor zu lockern. Die Sprühvariante kann man benutzen, um die Transportbox zu benetzen.

Der Hausbesuch ist oft eine gute Alternative

Bei einer Terminvereinbarung empfiehlt es sich, Stoßzeiten im Verkehr zu vermeiden, um die Anfahrt möglichst kurz zu halten. Verbringen die Vierbeiner erst einmal eine Stunde im Auto – womöglich mit einem genervten, ärgerlichen Besitzer an seiner Seite – sind die Voraussetzungen für einen entspannten Tierarztbesuch denkbar ungünstig. Auch bei der Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln beeinflussen überfüllte Bahnsteige und aus den Nähten quellende Busse und Bahnen die psychische Verfassung von Besitzer und Tier negativ. Viel schlauer ist es, eine Tageszeit zu wählen zu der wenig Menschen unterwegs sind, um die An- und Abfahrt so komplikationslos wie möglich ablaufen zu lassen.

Für Tiere, die speziell die Fahrt zum Tierarzt oder den Heimweg als Alptraum empfinden, kommt eventuell die Option eines Hausbesuches in Frage. Nicht alle Tierärzte bieten diesen Service an, aber immerhin einige. Sicher kann nicht jeder Eingriff Zuhause durchgeführt werden, aber kleine Maßnahmen, wie das Kürzen der Krallen, Impfungen und Ähnliches kann der Tierarzt in der Wohnung vornehmen.

Damit das Tier den Besuch beim Arzt in guter Erinnerung behält, ist es elementar wichtig, dass der Tierarzttermin nicht mit einer Spritze oder dergleichen endet. Zum Abschluss jedweder Behandlung müssen immer ein paar Schmuseeinheiten, die Gabe eines Leckerlis oder einige liebe Worte erfolgen. Soviel Zeit muss sein. Nur so kann erreicht werden, dass das Tier die Praxis in guter Erinnerung behält und das nächste Mal freudig wieder kommt. Dies ist zum Nutzen aller. Wenn der Besitzer das Gefühl hat, das Tier besucht die Praxis gerne, wird auch er gerne wieder kommen und das freut letzten Endes auch den Tierarzt. Somit sind alle glücklich.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.